Von: Carolyn Gehrmann Aufteilung Eine riesige Welle von Streptokokkeninfektionen der Gruppe A beunruhigt derzeit die Gesundheitsbehörden in Großbritannien. Ungewöhnlich viele Kinder sind bereits an der bakteriellen Infektion gestorben, die unter anderem Scharlach verursacht. London/Bremen – Eine alarmierende Entwicklung zeichnet sich derzeit in Großbritannien ab: Dort sind seit September bereits 15 Kinder im Zusammenhang mit einer Streptokokken-Infektion gestorben – eine ungewöhnlich hohe Zahl. Medienberichten zufolge sind nur ein oder zwei solcher Todesfälle pro Winter üblich. Da Infektionen mit dem Erreger derzeit zunehmen und vor allem Kinder schwer erkranken, schlägt die britische Gesundheitsbehörde UKHSA Alarm: Eltern und Ärzte sollten wachsamer sein und auf frühe Anzeichen achten, die auf Streptokokken hindeuten könnten.

Masernfälle in Großbritannien nehmen ungewöhnlich schnell zu – die Behörden sind besorgt

Meldungen über diesen starken Anstieg lassen auch Experten in Deutschland aufhorchen, denn das Gesundheitssystem in Deutschland stöhnt bereits unter der Last vermehrter und schwerer Atemwegsinfektionen. Vor allem Kinderkliniken sind aufgrund der massiven Ausbreitung des Respiratory Syncytial Virus, kurz RSV, bereits angespannt, weil jüngere Menschen besonders stark von der Krankheit betroffen sind. Es gibt andere Erkrankungen mit der Grippe oder dem Coronavirus, die natürlich auch Kinder betreffen. Experten hatten bereits vor einer Eskalation in Deutschland gewarnt.

Droht uns neben RSV, Grippe und Coronavirus nun auch eine Scharlachwelle?

Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde wurden in der dritten Novemberwoche 851 Fälle von Scharlach entdeckt. In den letzten Jahren waren es durchschnittlich 186 Fälle pro Woche. Angesichts dieser Zahlen wächst auch hier die Sorge, dass eine Scharlachwelle auch Deutschland bedrohen könnte – und das, während RSV, Grippe und Coronavirus derzeit Krankenhäuser füllen.

Die Kinderkrankheit Scharlach wird durch Streptokokken der Gruppe A verursacht, die Halsschmerzen und Hautausschlag verursachen

Scharlach ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine klassische Kinderkrankheit und eine der häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten bei Kindern. Die Bakterien, die die Krankheit verursachen, sind die sogenannten Streptokokken der Gruppe A. Sie kommen weltweit vor und verursachen meist Halsschmerzen und Hautausschlag. Masern sind hoch ansteckend. Daher tritt die Krankheit häufiger in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf – meist in den kälteren Monaten des Jahres. Scharlach lässt sich meist schnell anhand typischer Merkmale wie „Heidelbeerzunge“ diagnostizieren und gut mit Antibiotika behandeln. © Westend61/IMAGO

Scharlach lässt sich leicht mit Antibiotika behandeln – nach 24 Stunden besteht keine Ansteckungsgefahr mehr

Scharlach lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. In der Regel besteht 24 Stunden nach der Gabe von Antibiotika keine Infektionsgefahr mehr. Ohne Antibiotika-Behandlung sind Patienten jedoch bis zu 3 Wochen nach den ersten Symptomen ansteckend – und stellen daher eine Gefahr für andere Personen dar, die mit ihnen in Kontakt kommen. Die bakterielle Infektion verläuft in der Regel mild, in seltenen Fällen führt die Erkrankung jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen, wie dies nun vermehrt in Großbritannien der Fall ist.

Was der Grund für die hohe Inzidenz von Scharlach ist, ist noch unklar

Es ist noch nicht klar, was den ungewöhnlichen Anstieg der Streptokokken-Infektionen in diesem Jahr verursacht hat. Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde gibt es keine Hinweise darauf, dass ein neuer Bakterienstamm in der Bevölkerung zirkuliert. Der Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht sagte gegenüber RTL, dass man aufgrund der vielen Fälle in England davon ausgehen könne, dass die Zahlen auch anderswo steigen werden: „Entweder kommt die Welle zu spät, oder sie war schon da.“ Es gibt offizielle Zahlen für Fälle von Scharlach in Deutschland, aber keine. Das Robert-Koch-Institut (RKI) macht keine Angaben zur Zahl der Streptokokken-Erkrankungen.

Eltern sollten sich der Symptome von Scharlach bewusst sein und den frühen Anzeichen mehr Aufmerksamkeit schenken

Eltern sollten daher verstärkt auf die typischen Krankheitszeichen achten. Laut BZgA treten zu Beginn folgende Symptome auf:

Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost und schnell ansteigendes Fieber manchmal Bauchschmerzen und Erbrechen Gaumen und Rachen sind gerötet, die Mandeln sind entzündet und können einen weißen Belag haben Die Lymphknoten im Nacken sind stark geschwollen

Nach ein oder zwei Tagen sehen Sie außerdem:

ein nicht juckender Ausschlag am ganzen Körper sehr gerötete Wangen blasse Haut um den Mund

Das auffälligste Merkmal der Ostrakia ist jedoch die sogenannte „Heidelbeerzunge“. Die Zunge ist anfangs weiß, nach einigen Tagen färbt sie sich himbeerrot. Kinderärzten genügt meist ein Blick in den Rachen, um die Erkrankung zu erkennen. Wegen der deutlichen Symptome ist ein Rachenabstrich zur Diagnose meist nicht nötig, wie die britische BBC erklärt.

Die leuchtend rote „Heidelbeerzunge“ ist das verräterische Zeichen von Scharlach

Zuletzt gab es im Winter 2017/18 vermehrt schwere Erkrankungen durch Streptococcus A, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Damals starben in England im gleichen Zeitraum vier Kinder an Komplikationen – deutlich weniger als damals. Eine offizielle Erklärung für den aktuellen Rückstand gibt es noch nicht. Einige Experten vermuten, dass viele Kinder aufgrund verschiedener Schutzmaßnahmen in der Coronavirus-Pandemie eine geringere Immunität als in den Vorjahren haben.

Die Scharlachwelle könnte ein „wirksamer Effekt“ der Coronavirus-Pandemie sein – genau wie RSV, Grippe und Co.

Virologe Alexander Kekulé sieht die Ursache für das vermehrte Auftreten von Atemwegsinfektionen bei Kindern nicht in der durch die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus geschwächten Immunität, sondern darin, dass es sich nun um einen quantitativen „Nachholeffekt“ der letzten handelt zwei. Jahre. Die Schweizer Virologin Isabella Eckerle formulierte es im Wissenschaftsjournal WDR Quarks so: „Wenn man zwei Jahre lang keine Kinder zur Schule schickte, hatte man plötzlich sehr große erste Klassen, weil man für zwei einfach keine erste Klasse hatte Jahre.”