Einige Oppositionsvorschläge wurden von der ÖVP und den Grünen verschoben. Die SPÖ favorisiert den öffentlichen Zugang der Bundesforste zu den von ihnen bewirtschafteten Seegrundstücken. Darüber hinaus fordern die Sozialdemokraten eine Reduzierung chemisch-synthetischer Pestizide und Forschungsstrategien zur Entwicklung milderer Alternativen. In einem weiteren Entschließungsantrag fordern sie eine Studie zum Umgang mit einer drohenden Grundwasserkrise. In einem Entschließungsantrag fordern die Liberalen eine vollständige Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln. Zudem halten die Liberalen den Schutz vor Wolfsangriffen für notwendig und unterstützen die Wiedereinführung der Mutterkuhprämie und die Schaffung einer Prämie für Vollkälbermilch. Zwei Berichte zum COVID-19-Leidensfonds für die Landwirtschaft und die Vermietung von Privatzimmern wurden im Ausschuss mehrheitlich mit den Stimmen von ÖVP und Grünen angenommen. Bis Ende September 2022 wurden den Berichten zufolge insgesamt 161,2 Millionen Euro gezahlt. Wildschadensgutachten 2021: Österreichs Wälder sind weiterhin stark von Verbiss- und Entrindungsschäden betroffen Im Wildschadensbericht 2021 (III-731 dB) informiert der Landwirtschaftsminister über Art und Umfang der Waldzerstörung durch Wild und Weidevieh. Dem Bericht zufolge überhöhte Pferdepopulationen, zu intensive Beweidung der Wälder und vor allem mangelnde Beachtung der Bedürfnisse des Wildes in der Waldbewirtschaftung sowie Störung und Verdrängung des Wildes durch Tourismus und erholungssuchende Wohntätigkeit oder Verkehr dafür verantwortlich ist. Die Ergebnisse der Österreichischen Waldzählung 2016 bis 2021 zeigen zunehmende Schäden durch Wildverbiss. Von den rund 1,4 Millionen zu regenerierenden Hektar sind 41 % oder 577.000 Hektar durch Jagd geschädigt. Davon sind 115.000 Hektar geschützter Wald. Das ist eine Steigerung um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Zeitraum 2007-2009. Dem Bericht zufolge würden zu viele Wildbestände die rechtzeitige Verjüngung und damit die nachhaltige Entwicklung des Schutzwaldes gefährden. Auch die Ergebnisse des Wildschadenmonitorings von 2019 bis 2021 sind laut Wildschadensgutachten nicht sehr zufriedenstellend. Während es in 40 % der Gebiete Verbesserungen gibt, hat die Wirkung von Raubtieren auf die Waldverjüngung in 44 % der Gebiete zugenommen. In Regionen mit starkem Gaming-Impact werde sich die Situation langfristig nur verbessern, wenn der Gaming-Impact über mehrere Perioden deutlich reduziert werde, heißt es in der Zusammenfassung. Selbst bei Schälschäden kann es überhaupt nicht sauber gegeben werden. Entrindungsschäden sind auf Bereiche mit Hirschpopulationen beschränkt und treten hauptsächlich in jüngeren Beständen in Laubhölzern, hauptsächlich Fichten, auf. Im Schutzwald haben die Entrindungsschäden jedoch zugenommen und verringern ihre Schutzwirkung. Das Wildschadensgutachten kommt zu dem Schluss, dass zur Verbesserung der Verbiss- und Bombenschadenssituation verstärkte Anstrengungen erforderlich sind, um die rechtzeitige Regeneration von Schutzwäldern, die Wiederaufforstung geschädigter Wälder, den Erhalt der Funktionsfähigkeit und die notwendige Anpassung der Wälder nicht zu gefährden Klimawandel. Der Jagdschadensbericht gebe einen Überblick über die durch die Jagd verursachten Schäden und zeige den Handlungsbedarf zur Reduzierung von Waldschäden auf, erklärte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Mit Mitteln aus dem Waldfonds unterstützt das Ressort unter anderem Maßnahmen für „klimafreundliche“ Wälder. Die Nachfrage nach Fördermitteln sei sehr hoch, begrüßte Totschnig. Der Landwirtschaftsminister sagte Andreas Kühberger (ÖVP), dass die Österreichische Holzinitiative darauf abzielt, Innovationen für die stoffliche und energetische Nutzung von Holz unter anderem durch Forschung, Bildung und Vernetzung zu fördern. 2021 seien 1,9 Millionen Festmeter Holz durch den Borkenkäfer geschädigt worden, beantwortete Totschnig die Frage von Ernst Gödl (ÖVP) und betonte die Wichtigkeit von schnellen Maßnahmen und der Förderung klimafreundlicher Wälder. Cornelia Ecker (SPÖ) sowie Franz Leonhard Eßl (ÖVP) und Karin Doppelbauer (NEOS) verwiesen auf den jüngsten Bericht des Rechnungshofs, wonach weniger als die Hälfte der Mittel aus dem Waldfonds direkt für Waldflächen verwendet wurden . Sowohl der Landwirtschaftsminister als auch der Experte des Ressorts wiesen auf die hohe Relevanz von Klimaschutzmaßnahmen hin. Die Förderung von Forststraßen kritisierte der Experte, eine solche Infrastruktur sei eine Notwendigkeit. Der Zustand des Waldes sei unbefriedigend und erfordere umfassende Maßnahmen, forderte Cornelia Ecker (SPÖ) unter anderem eine verbesserte Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Der Landwirtschaftsminister beantwortete eine Frage von Michael Seemayer (SPÖ), dass der Waldfonds den Einsatz von Pestiziden nicht fördere. Eine Expertin des Ressorts erklärte Elisabeth Feichtinger (SPÖ), dass eine Doppelfinanzierung von Maßnahmen anhand einer Datenbank ausgeschlossen werden könne. Peter Schmiedlechner (FPÖ) beklagte, dass gegen den schlechten Zustand des Waldes nichts unternommen werde und eine natürliche Verjüngung aufgrund der Jagdschäden nicht mehr möglich sei. Alois Kainz (FPÖ) sagte, ein Drittel des Waldreservats sei dem Verfall preisgegeben, wenn nicht gegengesteuert werde. Dies führt dann zur Notwendigkeit teurer technischer Schutzbauten. Die Schadensmeldung im Spiel sei angesichts der wenigen Verbesserungen und einiger Verschlechterungen erschreckend, sagte Clemens Stamler (Grüne). Auch Martin Litschauer (Grüne) sah Handlungsbedarf zur Verbesserung des Waldzustandes. SPÖ: Bundesforste sollen mehr Seeufer öffentlich zugänglich machen Ein von der SPÖ vorgelegter Initiativantrag (2114/A) zur Novellierung des Bundeswaldgesetzes fordert, „den offensichtlichen und schrittweisen Entzug des freien Zugangs zum Seeufer über die Jahre anzugehen“. Laut SPÖ-Abgeordnetem Michael Seemayer sollen die Österreichischen Bundesforste gesetzlich verpflichtet werden, öffentlich zugängliche Seegrundstücke auszubauen. Seemayer kritisierte, dass die Bundesforste immer mehr Seegrundstücke der Republik Österreich an Privatpersonen verpachteten und den öffentlichen Zugang unmöglich machten. NEOS und FPÖ bekundeten ihre Unterstützung für die Umsetzung. Da viele Menschen günstige Erholungsmöglichkeiten suchen müssen, rechnen sie mit einem steigenden Bedarf an öffentlichen Badeplätzen, sagte Katharina Werner (NEOS). Der FPÖ-Abgeordnete Alois Kainz hielt die Verpachtung von Seeflächen von Bundesforsten an Privatpersonen für eine Fehlentwicklung. Olga Voglauer (Grüne) nutzte die Gelegenheit, um auf den „Tag der Erde“ aufmerksam zu machen, der das Bewusstsein dafür schärfen soll, dass der Landverbrauch immer noch zu hoch ist. Ein Seeuferrückkauf von Bundesforsten, wie im Antrag vorgeschlagen, wäre sinnvoll, wenn nicht weitergebaut wird. Nikolaus Prinz (ÖVP) wies darauf hin, dass auf Empfehlung des Rechnungshofes eine Eigentumsstrategie für den Bundeswald entwickelt wird, die auch das genannte Thema beinhaltet. Daher ist eine Verschiebung angebracht. SPÖ: Reduktionszwang bei chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Erforschung milder Alternativen Die SPÖ-Landwirtschaftsbeauftragte Cornelia Ecker fordert in einem Entschließungsantrag (2964/A(E)) eine rechtsverbindliche Reduzierung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel auf europäischer Ebene. Die Bundesregierung sollte eine österreichische und eine europäische Forschungsstrategie zur Entwicklung milderer Alternativen unterstützen und ein breit angelegtes Forschungsprogramm mit dem Titel „Wege zur österreichischen pestizidfreien Landwirtschaft“ unterstützen. Johannes Schmuckenschlager (ÖVP) sah starre Standards zur Pestizidreduktion als problematisch für die Lebensmittelsicherheit an. Dieses Problem ist bereits bei Kartoffeln offensichtlich, sagte er. Durch Drahtwurmbefall wird die Erntemenge massiv reduziert und muss durch Importe kompensiert werden. Er befürworte die Verschiebung des Vorschlags, da die aufgeworfenen Fragen bereits auf EU-Ebene diskutiert würden. Olga Voglauer (Grüne) sagte, traditionelle agrarpolitische Vorstellungen zur Ernährungssicherung seien “von gestern” und hätten den falschen Fokus. Der fehlende Schutz fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen ist das eigentliche Problem, nicht die Verringerung des Einsatzes von Pestiziden. Katharina Werner (NEOS) sagte, auch wenn sie die Bedenken der ÖVP teilweise nachvollziehen könne, sei aus Sicht ihrer Fraktion der Forderung nach mehr Recherche und damit dem Antrag der SPÖ zuzustimmen. Peter Schmiedlechner (FPÖ) sprach in diese Richtung. Der Green Deal der EU drohe, zu viel Ackerland aus der Produktion zu nehmen, sagte er. Forschung zu Pestiziden ist aber natürlich willkommen. …