Stand: 01.12.2022 17:53                 

Die Hoffnung auf eine weniger aggressive Zinspolitik der US-Notenbank verhilft dem DAX heute zu einem soliden Plus. Die schwache Wall Street verhinderte jedoch größere Gewinne.

Nach einem turbulenten Handelstag schloss der DAX um 0,7 % bei 14.490,30. Damit besteht eine gute Chance, dass es auch die neunte Woche in Folge mit Kursgewinnen schließen könnte. Der deutsche Leitindex hatte ein Tageshoch von 14.564 Punkten erreicht, bevor die Dynamik stark nachließ.

Grund für die freundliche Stimmung auf dem Parkett waren die Äußerungen des Präsidenten der Federal Reserve Bank der USA, Jerome Powell. Er hatte angedeutet, dass die Fed in Zukunft gemäßigter sein könnte: „Die Zeit, die Zinserhöhungen zu senken, könnte bereits bei der Sitzung im Dezember kommen“, sagte Powell. Der heutige schwache Handel an der Wall Street hätte größere DAX-Gewinne verhindern sollen.

Wirtschaftsupdate vom 01.12.2022

Stefan Wolff, Personal, 01.12.2022 09:57

Die US-Aktienmärkte starten schwach

Nach der Kursrallye vom Vortag, die den Dow auf den höchsten Stand seit April getrieben hatte, war der US-Aktienmarkt nervös. Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets, kommentiert, dass die Wall Street offenbar erkannt hat, dass der Enthusiasmus für eine Änderung der Geldpolitik der Fed verfrüht sein könnte. Der höchste Dow Jones Industrial Average fiel um 0,8 % auf 34.320.

Der marktweite S&P 500 verlor etwa 0,1 %. Der technologielastige Nasdaq 100 trat auf der Stelle. Das Aktienbarometer für Techwerte war am Vortag aufgrund der Zinserwartungen um bis zu 4,6 Prozent in die Höhe geschnellt.

Die wirtschaftliche Dynamik lässt nach

Positiv wirkt sich heute aus, dass die US-Verbraucher trotz anhaltend hoher Inflation fleißig shoppen. Laut Handelsministerium erhöhten sie ihre Ausgaben im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent. Die Verbraucher sind mit ihren Ausgaben das Rückgrat der US-Wirtschaft, die über den Sommer auch dank der Anschaffungsneigung der Amerikaner wieder Fahrt aufgenommen hat.

Auf der anderen Seite ist die US-Produktion laut einer Umfrage im November stark gefallen. Der ISM PMI für den Sektor fiel von 50,2 im Oktober auf 49,0. Damit liegt das Barometer unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Auch das verarbeitende Gewerbe in den USA wurde im Oktober getroffen. Nach Angaben des Handelsministeriums gingen die Produktionsausgaben im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent zurück.

Laut Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg mehren sich die Anzeichen einer nachlassenden Wirtschaftsdynamik: „Dies bestärkt die US-Notenbank in ihrer Absicht, das Tempo der Zinserhöhungen zu verlangsamen. Zinserhöhungszyklus”.

US-Zinssignale belasten den Dollar

Klare Signale der US-Notenbank, dass sich die Zinserhöhungen im Dezember verlangsamen werden, belasteten den Dollar. Im Gegenzug kann der Euro seine gestrigen Kursgewinne weiter ausbauen.

Die Ölpreise steigen weiter

Die Ölpreise setzen ihre jüngste Rally fort, wobei Brent- und WTI-Sorten an Wert gewinnen. Damit ist der Ölpreis den vierten Handelstag in Folge gestiegen. In jüngerer Zeit wurden die Ölpreise hauptsächlich durch Spekulationen über die Förderpolitik der Ölallianz OPEC+ getrieben. In der Allianz schlossen sich die Mitgliedsstaaten des Ölkartells und weitere große Förderstaaten wie Russland zusammen.

Neben dem zukünftigen Fördervolumen der OPEC+ beobachten Ölmarktinvestoren auch die weitere Entwicklung der Corona-Politik in China. Laut Experten der Dekabank ist zuletzt der Optimismus gewachsen, dass die Corona-Maßnahmen gelockert werden könnten. Dies wird die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ankurbeln und die Nachfrage nach Rohöl ankurbeln.

Wechsel zu DAX, MDAX und SDAX

Der noch vor Weihnachten erwartete Abstieg des Sportartikelherstellers Puma SE aus dem DAX wird sowohl im MDAX als auch im SDAX Veränderungen mit sich bringen. Da Puma voraussichtlich in den Mid-Cap-Index aufgenommen wird, verdrängt die Aktie dort den kleinsten Wert – gemessen am Marktwert auf Streubesitzbasis. Er soll in den Index für kleinere Unternehmen, den SDAX, verbannt werden.

Laut Pankaj Gupta von JPMorgan und Tom Koula von Stifel Europe sollte der Batteriehersteller Varta seine MDAX-Position zugunsten von Puma aufgeben. Zudem erwarten beide Experten einen Positionstausch zwischen dem noch im MDax geführten Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen und dem noch im SDax geführten Bioethanolhersteller Verbio. …