Bundeskanzler Olaf Solz (SPD) hat der Ukraine am Mittwoch die Lieferung des hochmodernen Luftabwehrsystems IRIS-T zugesagt. Dies ist die Luft-Luft-Variante IRIS-T SLM von Diehl Defence. Mit diesen Raketen kann die Ukraine Kampfjets, Helikopter, ballistische Kurzstreckenraketen, Drohnen und Boden-Boden-Raketen in einer Höhe von bis zu 25 Kilometern und einem Radius von 40 Kilometern abschießen. Raketen zeichnen sich durch einen genauen Infrarotdetektor aus und sind relativ einfach zu transportieren, da sie unabhängig von Transportfahrzeugen sind. Die Ukraine fordert seit langem die Lieferung von Flugabwehrsystemen aus dem Westen, um sich vor russischen Angriffen zu schützen. Bisher tröstete Deutschland das Land jedoch, das nur mit alten Panzern aus der Sowjetzeit angegriffen hat. Das muss sich jetzt ändern: Bundeskanzler Olaf Soltz (SPD) hat der Ukraine am Mittwoch erstmals die Lieferung moderner Luftverteidigung zugesagt. Das sogenannte IRIS-T-System sei das modernste Luftverteidigungssystem Deutschlands, sagte Scholz im Bundestag. Nach Angaben der Bundesregierung werden außerdem ein hochmodernes Verfolgungsradar zur Erkennung von Artillerie und vier Mars-II-Mehrfachraketenwerfer bereitgestellt. „Damit kann die Ukraine eine ganze Stadt vor russischen Luftangriffen schützen“, sagte Scholz – ein großes Versprechen an die Ukraine nach monatelangem Zögern. Was kann das hochmoderne Luftverteidigungssystem von Scholz und wie funktioniert es in der Praxis? Ein Überblick.

Was kann IRIS-T?

Das IRIS-T – „Infra Red Imaging System Tail“ – ist nach Angaben der Bundesregierung das modernste und teuerste Flugabwehr-Raketensystem in Deutschland. Die Bundeswehr setzt IRIS-T bislang als Luft-Luft-Raketensystem ein, beispielsweise um feindliche Flugzeuge aus einem Eurofighter oder Tornado-Flugzeug abzuschießen. Die Raketen wiegen laut Bundeswehr nur 88 Kilogramm und sind etwa drei Meter lang bei einem Durchmesser von zwölf Zentimetern. Der Aufbau von IRIS-Systemen umfasst typischerweise mindestens einen bis maximal drei Trägerraketen mit je acht Flugkörpern und eine Kommandoeinheit. Die Waffen arbeiten in einem 360-Grad-Bogen und sind dadurch in alle Richtungen besonders wendig. Bei dem von Deutschland an die Ukraine gelieferten System handelt es sich um die Boden-Luft-Variante IRIS-T SLM, die erstmals 2014 vom deutschen Hersteller Diehl Defence vorgestellt wurde. Nach Angaben des Herstellers können die ukrainischen Streitkräfte diese Raketen zum Abschuss von Kampfjets einsetzen. Hubschrauber, ballistische Kurzstreckenraketen, Drohnen und Boden-Luft-Raketen mit einer Höhe von bis zu 25 km und einer Breite von bis zu 40 km. . Das Besondere: Die vertikal vom Boden abgefeuerten Flugkörper zeichnen sich durch einen Infrarot-Suchgefechtskopf und eine hochentwickelte digitale Signalverarbeitung aus. „Erst im Endanflug übernimmt ein störungsresistenter Infrarot-Detektor die Kontrolle über die Rakete“, erklärt Militärexperte Wolfgang Richter im Gespräch mit n-tv.de. Die Infrarottechnik ortet dann die Wärmequelle im Ziel, dem Flugzeugtriebwerk, und explodiert an dieser Stelle.

Was bringt IRIS-T SML in die Ukraine?

IRIS-T SML ist in seinen einzelnen Komponenten in mehreren Containern untergebracht und somit unabhängig von einem Transportfahrzeug. Dadurch kann das System auch auf Landfahrzeugen transportiert und überall schnell eingesetzt werden. Für die Ukraine ist diese Mobilität ein großer Vorteil. Denn die ukrainische Armee nutzt ein Radar, das auch russische Truppen leicht erkennen können – sie schalten das Radar nach jedem Angriff ab und gehen zur nächsten Stellung über. Der IRIS-T SLM sei daher “eine sehr gute Waffe” für die Ukraine, sagte Militärexperte Gustav Gresel gegenüber n-tv.de. Im Allgemeinen bieten hochmoderne Luftsysteme einen deutlich besseren Schutz als die alten sowjetischen Raketenwerfer, mit denen sich das Land verteidigte. Gerade im Donbass, wo sich besonders viele Luftangriffe konzentrieren, müssen sich die hochmodernen ukrainischen Luftabwehrsysteme der russischen Artillerie den Rücken stärken. In den vergangenen Wochen hat die Bundesregierung bereits weitere schwere Waffen zugesagt, darunter Flugabwehrfahrzeuge vom Typ Gepard, Panzerhaubitzen 2000 und moderne 40-Kilometer-Artillerie. Die Lieferung des IRIS-T-Systems in die Ukraine wird nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mehrere Monate dauern. auch lesen Im Tausch gegen griechische Panzer in der Ukraine: Deutschland liefert deutsche Marder-Panzer nach Athen, die Rheinmetall eigentlich an die Ukraine verkaufen wollte