Der Selbstmord des Regenten von Limburg nach Vorwürfen gegen ihn erschütterte das Bistum. Es gibt viele offene Fragen. Christof May war im Bistum beliebt – eine Predigt sorgte für besonders hohe Wellen. Audio-Suspendierung Ton 02:39 Minuten | 10.06.22 | Anne-Katrin Hochstrat

Metropolis zum Fall May: „Es gibt viele offene Fragen“

Audio-Ende des Audio-Posts
Die erste Einschätzung kam vom Bistum Limburg selbst. „Der Tod von Christof May betrifft uns alle. Wir haben einen hingebungsvollen und wertvollen Pastor verloren“, sagte er in einer internen E-Mail an Beamte der Diözese und informierte die Diözesanleitung über den Tod. Die Ermittler gehen von Suizid aus. Der Geistliche war zuvor von Bischof Georg Bätzing wegen „Vorwürfen wegen Fehlverhaltens“ angehört und bis zur Klärung von allen Ämtern freigestellt worden. Die Metropole betont, dass “ihre Gedanken auch bei denen sind, die die Beschwerden angezeigt haben”.

„Viele offene Fragen“ Das Bistum Limburg sei „erschüttert“ vom Tod des Schulleiters

Nach dem Tod des Priesterseminarleiters Christoph May herrschten im Bistum Limburg „Frust und Verlegenheit“. Einen Tag zuvor hatte Bischof Bätzing ihn wegen “Anklagen wegen Fehlverhaltens” aus allen Ämtern entlassen. Der Staatsanwalt begeht Selbstmord. Gehen Sie zum Artikel Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete, Verbindungsbeamte des Bistums seien in den vergangenen Wochen über Vorwürfe gegen May informiert worden. Diese „wurden weisungsgemäß in Gesprächen mit den zu beeinflussenden Personen aufgenommen und nach einer ersten Prüfung ihres Wahrheitsgehalts dem Bischof zugänglich gemacht“, schreibt die Zeitung.

Wer war Christopher May?

Christof May gehörte dem Domkapitel Limburg an, war bischöflicher Pfarrer für den Aufbau der Kirche – und damit ein enger Mitarbeiter von Bischof Bätzing von Limburg. „Der Tod des Priesters ist für alle in der Diözese, insbesondere für den Bischof, die Personalverantwortlichen und die Leitung der Diözese, sehr bedrückend und lässt Fragen offen“, heißt es in einer Mitteilung der Diözese. Der aus der Westerwälder Gemeinde Waldbrunn (Limburg-Weilburg) stammende Priester hatte an der Sankt-Georgen-Universität in Frankfurt und der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom Philosophie und Theologie studiert. Dort promovierte er 2004. Später wurde er Pfarrer in Königstein und Kronberg. Bevor sie 2018 Regentin wurde und damit für die hierarchische Ausbildung im Bistum zuständig war, war May Dekanin der Kreise Wetzlar und Lahn-Dill-Eder. Dort war er beliebt und bekannt für seine klaren Worte im Gottesdienst. Bundesweite Aufmerksamkeit erlangte sie mit einer Predigt am 4. Oktober 2020, die im Internet viral ging. Darin forderte er die katholische Kirche nachdrücklich auf, sich zu öffnen, insbesondere gegenüber geschiedenen und homosexuellen Paaren, die wiederverheiratet werden.

Klare Distanz zum offiziellen Verhalten der Kirche

May kritisierte in der Erntedankpredigt auch, dass Frauen keinen Zugang zu ordinierten Ämtern in der katholischen Kirche hätten. “Theologen, die für Frauenarbeit argumentieren, werden zum Schweigen gebracht.” Das sind Töne, die man nur sehr selten von hochrangigen Geistlichen hört. Damit distanzierte er sich klar vom offiziellen Verhalten der Kirche. Schockiert von der Nachricht von Mays Tod reagierte der Präsident der Bischofsversammlung im Bistum Limburg, Gerhard Glass. „Das war ein echter Hoffnungsschimmer“, sagte er der FAZ. May hat in den Synodalkomitees bedeutende Erfolge erzielt. Bischof Bätzing sei als Brücke gefragt zwischen denen, denen der Wandel zu langsam gehe, und denen, denen er zu schnell gehe, sagte Glas.

May und Bätzing als treibende Kräfte im Reformprozess

Bätzing, seit 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gilt als eine der treibenden Kräfte des deutschen katholischen Reformprozesses. Dieser “Synodenweg” sucht konkrete Veränderungen – die Beteiligung der Gläubigen an der Bischofswahl, die Segnung homosexueller Paare und, wenn möglich, das Amt der Frauen. Der Vatikan beobachtet die deutschen Erneuerungsbemühungen mit größtem Misstrauen. Konservative Bischöfe auf der ganzen Welt haben bereits scharfe Aussagen gegen ihn gemacht. Christoph May, 49, sagte in einer Predigt vor vier Jahren: „Ich wünsche mir ein Acker, einen Weinberg des Herrn, der bunt ist – und nicht nebenan, sondern mitten in der Gesellschaft.“ Vorwürfe der Misshandlung gegen ihn sind nun Teil der von der Diözese angekündigten Arbeit. Was er nach seinem Ausscheiden aus dem Amt machen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Belästigungsvorwürfe Der Dekan des Bistums Limburg tritt zurück

Obwohl ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen wurde, wurde ein katholischer Pfarrer im Bistum Limburg zum Dekan ernannt. Das hat viel Kritik hervorgerufen. Jetzt geht der Dekan. Im Artikel Weitere Informationen

Hilfe bei Selbstmordgedanken

Suizidgedanken sind oft die Folge einer psychischen Erkrankung. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Hier finden Sie Hilfsangebote für die Opfer und ihre Angehörigen. Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden am Tag kostenlos und anonym unter der Telefonnummer des Landes erreichbar: 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222. Um die Anonymität des Anrufers zu wahren, wird die Übermittlung der Telefonnummer gesperrt und erscheint daher auf keinem Bildschirm der Telefonberatung. Anrufe bei der Telefonberatung werden ebenfalls nicht in der Detailrechnung erfasst. Sie erreichen die Telefonseelsorge auch elektronisch unter: telefonseelsorge.de Weitere Informationen zu Hilfsangeboten – zum Beispiel Selbsthilfegruppen – finden Sie auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: suizidprophylaxe.de Ende der weiteren Informationen Weitere Informationen
Ausstrahlung: hr-iNFO, 10. Juni 2022, 18:10 Uhr Ende der weiteren Informationen Quelle: hessenschau.de/Bernhard Böth, Ann-Katrin Hochstrat, dpa/lhe, KNA