Er und sein italienischer Amtskollege Luigi Di Maio (Cinque Stelle) folgten der Einladung von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) nach Bozen. Das Motto des offiziellen Festaktes lautete „30 Jahre Streitbeilegung vor den Vereinten Nationen – die Autonomie Südtirols als gemeinsame Verantwortung“. Di Maio betonte die gute Zusammenarbeit beider Länder auch über die Südtirol-Frage hinaus und lobte die Zusammenarbeit innerhalb der Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino. Der italienische Außenminister sprach von einem „idealen Modell für die Weiterentwicklung Europas“. Di Maio bezeichnete die Autonomie Südtirols als „Polstern“ für gemeinsames europäisches Handeln für Italien und Österreich. „Gerade in unserer Zeit wird die Autonomie Südtirols zum Vorbild“, stimmte Di Maio zu und verwies auf „Russlands Aggression gegen die Ukraine“. Er sei überzeugt, dass es in diesem Konflikt ohne den Schutz von Minderheiten keinen Frieden geben könne. Zu Beginn der Veranstaltung wurde der Film „Der lange Atem“ gezeigt, der die historischen Ereignisse des Gruber-Degasperi-Abkommens verfolgt, das bis heute Grundlage der Südtiroler Autonomie ist. Anschließend sprach Landeshauptmann Kompatscher als Gastgeber. Er betonte, dass es Südtirol heute wirtschaftlich und kulturell gut gehe. Autonomie würde allen drei Sprachgruppen im Land zugute kommen, dachte er. Heute gibt es Kooperation und keine Opposition. Stolz wies der Landeshauptmann auch darauf hin, dass die Autonomie Südtirols den italienischen Staat nichts koste. Das Land sei sogar einer der wenigen Nettozahler Italiens, betonte er. Unterdessen skizzierte Ferdinand de Varennes, Sonderberichterstatter für Minderheiten beim UN-Menschenrechtsrat, ein zunehmend düsteres Bild von Minderheiten in Europa und der Welt. Als mögliches Vorbild verwies er deshalb auf das Beispiel Südtirol. Es ist nicht perfekt, aber es muss nicht sein, sagte er. Auch die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, ging auf Videoclips ein. Er gratulierte Südtirol und betonte, dass Minderheitenrechte Menschenrechte seien. Musikalisch wurde der Festakt aus dem Schauspiel Herbert Pixner untermalt, der mit einem kurzen Konzert endete. Die beiden Außenminister trafen sich vor der Zeremonie und gingen dann gemeinsam zum Abendessen aus. Die Autonomieverhandlungen dauerten 20 Jahre. Im Juni 1992 legten Österreich und Italien den Streit schließlich vor der UNO in New York bei. „In einer schwierigen Situation mit damals offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei Nachbarstaaten sind wir den friedlichen Weg gegangen, der in der Charta der Vereinten Nationen vorgezeichnet ist“, beschreibt Minister Schallenberg den Prozess. Das Abkommen legte eine ausdrückliche völkerrechtliche Grundlage für die Autonomie Südtirols und die Schutzfunktion Österreichs fest. Der damalige Außenminister Bruno Kreisky (SPÖ) brachte die Südtirol-Frage 1960 vor die Vereinten Nationen. Grund dafür war die Haltung Italiens, das die Verhandlungen über die Autonomie Südtirols mit der Begründung ablehnte, das Pariser Abkommen habe und dass Österreich in dieser Angelegenheit kein Interventionsrecht mehr habe.