Die 26. Ausgabe der Wiener Regenbogenparade fand am Samstag nach einer Pandemiepause in voller Größe statt. Am Nachmittag marschierte ein Protestzug mit zehntausenden Teilnehmern und Fahrzeugen ausgehend vom Rathausplatz in entgegengesetzter Fahrtrichtung um den Ring, um für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transmenschen zu protestieren. Die Veranstalter sprachen von über 250.000 Teilnehmern.
Vienna-Pride-Organisatorin Katharina Kacerovsky-Strobl nannte die heutige Regenbogenparade „ein schönes Lebenszeichen der LGBTIQ-Community“. Die erste Regenbogenparade seit Beginn der Pandemie sei ein „absoluter Erfolg“ gewesen.
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Nachdem sie den Ring umrundet hatten, versammelten sich die Teilnehmer gegen 18:00 Uhr. zu einer Abschlusskundgebung auf dem Rathausplatz. Neben einer Videobotschaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprachen die Europaabgeordneten Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) und Mario Lindner (SPÖ) sowie der neue Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr. Wiederkehr betonte, dass Vielfalt und gegenseitiger Respekt in der „Regenbogenhauptstadt Wien“ leben, Hass und Diskriminierung hier keinen Platz haben.
Ernst-Dziedzic sprach heute Nachmittag in der Sendung und erinnerte daran, dass die Gewalt gegen Mitglieder und Institutionen der LGBTIQ-Gemeinschaft in ganz Europa zugenommen hat. Auch in Österreich mache diese Entwicklung nicht halt, so die Vertreterin der Grünen Menschenrechte. Seit Wochen nehmen Angriffe von Einzelpersonen, aber auch von rechtsextremen Gruppen organisiert, zu. “Das muss endlich ernst genommen werden.” Auch Ann-Sophie Otte, Leiterin der HOSI Wien, die die Regenbogenparade organisiert, betonte, dass in Österreich noch viel zu tun sei. So ist es beispielsweise nach wie vor legal, Lesben, Schwulen und Bisexuellen eine Taxifahrt oder gar eine Wohnung zu verweigern.
Unterstützung kam auch aus der österreichischen Politik. (c) APA / HANS PUNZ (HANS PUNZ)
„Ein klares Zeichen der Solidarität“
SPÖ-Chefin Pamela Reddy-Wagner sieht in der Regenbogenparade ein wichtiges Zeichen des Zusammenhalts und der Solidarität in ganz Österreich. „Die Regenbogenparade zeigt die ganze Vielfalt unserer Gesellschaft“, sagte Reddy-Wagner, die an der Parade teilnahm. Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erinnerte via Twitter daran, dass „queere Menschen von Gewalt und Diskriminierung betroffen sind – weltweit, aber auch in Österreich“. Damit setze Wien jedes Jahr „deutliche Zeichen der Verbundenheit, Akzeptanz und Förderung“. Neben der Parade wurde auch an diesem großen Vienna Pride Day ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen durch das Kunsthistorische Museum oder die Albertina, Sondervorführungen im Kinomuseum, Beach Days oder medizinischen Vorträgen angeboten. Im Mittelpunkt stehen in diesem Jahr der Angriffskrieg Russlands und die Solidarität der LGBTIQ-Community mit der Ukraine, die den Slogan „Pride against hatred – make love, not war!“ trägt. Nach Angaben des Landespolizeipräsidiums Wien waren rund 630 Beamte zur Sicherung und zum Betrieb der Vienna Pride im Einsatz.
Konflikt mit der Polizei
Am Stephansplatz kam es zu einem Zwischenfall zwischen der Polizei und Demonstranten, die versuchten, die angekündigte „Marsch für die Familie“-Demonstration von Pide-Gegnern zu verhindern, teilte die Polizei mit. Die Polizei setzte Pfefferspray gegen die Anti-Sprecher ein. Ein Polizist wurde von einer Flasche, die über die Menge geworfen wurde, am Kopf getroffen. Es platzte. Während der Parade gab es bis spät in die Nacht keine Zwischenfälle. (APA)